Ein alter Clint Eastwood Film aus dem Jahre 1968 trägt ihren Namen und immer wieder tauchen musikalische wie visuelle Elemente in ihrem Bandprojekt “Coogans Bluff” auf. Sie leben ihre Musik mit Einflüssen der späten 1960er und 1970er Jahre, gepaart mit Stoner Rock und epischen Instrumentalparts. Am Valentinstagswochenende werde sie das Peter-Weiss-Haus in Rostock beschallen und musikalische Unterstützung von “Elektrik Farm” am Freitag und “EM” am Samstag erhalten.
Von Antje Benda
Wenn zwei Brüder sich gut verstehen und sie dann noch beschließen, gemeinsam Musik zu machen, dann ist der Gedanke nicht so weit her geholt, ebenfalls eine Band zu gründen. „Klammheimlich“ hießen sie und ihre Existenz liegt mehr als fünfzehn Jahre zurück. Über die Auflösung des Bandprojekts, hin zum Finden neuer musikalischer Partner, entschieden sich die Rostocker Willi und Charlie Paschen gemeinsam mit ihren Freunden Thilo Streubel und Clemens Marasus im Jahre 2003 nach “Klammheimlich” die Stoner Rock Band „Coogans Bluff“ zu gründen. Weitere zehn Jahre zogen ins Land bis ich mich mit Willi über ihren musikalischen Werdegang unterhalten durfte. Mittlerweile wohnt er in Berlin und spaziert während unseres Telefongesprächs seinen knarrenden Dielenboden auf und ab. Er erzählt von den musikalischen Anfängen hin zum Fund des idealen Labelpartners Noise-O-Lution bis zum Schaffensprozess ihrer aktuellen Platte, welche am 7. März 2014 die Herzen von Musikliebhabern zwei, drei Takte höher schlagen lassen wird.
Ihr neues Werk ‚Gettin’ Dizzy’ ist ihr viertes Studioalbum und brilliert mit einem spannenden Mix aus zahlreichen Stilrichtungen. Der Vorgänger ‚Poncho Express’ führte zu evolutionären Entwicklungen in der Band und ihrer musikalischen Interpretation, da Thilo die Band verließ und Clemens zum neuen und sehr experimentierfreudigen Sänger avancierte. Inzwischen trifft Clemens auf Funk, Psychedelic Rock und, man mag es kaum glauben, auch auf ein bisschen Country. Geformt haben sich die einzelnen Elemente zu einem hervorragenden Album, welches mehr zu bieten hat, als herkömmlichen Retro Rock, welchen man in den Plattenkisten der 70er Jahre finden würde.
Antje Benda: Eure Wurzeln liegen im Stoner Rock. Euer erstes Konzert unter dem Namen „Coogans Bluff“ fand in der Rostocker Pumpe statt. Wo würdest du sagen steht ihr jetzt im Jahre 2014? Seht ihr euch immer noch als eine Untergrundband, die niemals großartigen Erfolg haben wird?
Willi Paschen: Der Retro Rock hatte in den letzten zwei drei Jahren einen starken Zulauf an Fans und wir konnten davon profitieren. Mittlerweile muss man zu solchen Konzerten sogar früher gehen, damit man noch eine Karte an der Abendkasse bekommt. Außerdem haben wir uns über die Jahre weiter entwickelt. Unsere Musik besitzt mehr Melodien und wir sind weg vom einfachen Riff-Rock. Der zusätzliche Einsatz von Bläsern, also Posaune und Saxophon, hat zudem zu einer anderen Klangfarbe geführt, als sie der reine Gitarren-Rock besitzt.
Gibt es in eurer Bandgeschichte neben der Veröffentlichung eurer Platten und der Entwicklung im Genre einen Knackpunkt, der euch stark beeinflusst hat?
Na auf alle Fälle der Moment, in dem Thilo die Band verlassen hat und wir nur noch zu fünft waren. Dieser Prozess war schleichend und führte natürlich zu einschlagenden Veränderungen. Er konnte leider nicht mehr so viel Zeit und Energie in die Band stecken wie der Rest von uns. Es war einfach ein Schritt, den er gehen musste. Der Wechsel von Thilo zu Clemens als Sänger und somit Aushängeschild der Band, war ein krasser Schritt, der nicht nach hinten losgegangen ist. Musikalisch war es auch schon immer so, dass Charlie, Clemens und ich die Musik geschrieben und produziert haben, also hat sich auf der Ebene nicht so viel verändert.
Am 14. und 15 Februar 2014 eröffnet ihr eure Tour mit einer Doppel Release Party im Peter-Weiss-Haus in Rostock, um euren neuen Longplayer ‚Gettin Dizzy’ zu präsentieren. Der Vorgänger ‚Poncho Express’ zeichnete sich nicht nur durch die neue Gesangsstimme von Clemens aus, sondern auch durch eine starke experimentelle Ausrichtung der Musik. Die neue Platte ist ein gelungener Mix mehrerer Stilrichtungen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Diesmal haben wir versucht richtig Songs zu bauen und weniger den Jam-Charakter aufrecht zu erhalten. Für uns war die Prämisse, dass es spannend und aufregend klingt. Nur eine Richtung von Musik ist es immer etwas unbefriedigend, und so wollten wir, dass sich jeder Song einfach gut und anders anhört.
Der Hit des Albums ist ‚Her Tears’ und ein absoluter Ohrwurm, der auch als eine gekürzte Radioversion existiert. Ein weiterer erwähnenswerter Song ist eure Covernummer ‚Heart Full Of Soul’ von den Yarbirds aus dem Jahre 1965. Er schaffte es in einer schnelleren Version auf ‚Gettin Dizzy’. Sie unterscheidet sich allerdings kaum vom Original, gibt es einen bestimmten Grund dafür?
Wir haben vom Arrangement nicht viel geändert, sondern nur einige Parts anders eingespielt. Wir hatten das Gefühl unsere Version klingt so ein bisschen mehr nach den 90ern, was natürlich das absolute eigene Empfinden ist. Jemand anderes hat gesagt, dass die Nummer ziemlich alt klinge, ist also absolut subjektiv zu betrachten. Bei ‚Her Tears’ gibt es sogar schon einen abgeschlossenen Videodreh mit Milan der auch schon das Frühstücksvideo und den Western zu ‚Beefheart’ vom ‚Poncho Express’ mit uns produziert hat. Somit ist die Nummer für uns nach tausend Mal hören ebenfalls ein Ohrwurm. Wir hoffen auf eine Veröffentlichung Anfang März zusammen mit der Release Party von ‚Gettin’ Dizzy’ in Berlin.
Eure aktuelle Tour führt euch einmal quer durch Deutschland. Im vergangenen Jahr wart ihr sogar in Israel. Gibt es für das kommende Jahr ähnliche Pläne?
Israel war spannend, musikalisch waren die Leute echt hungrig, da wenig Bands aufgrund ihrer Pro-Palästina-Einstellung diese Region aufsuchen. Eingeladen hat uns letztlich die subversive Kultur, also praktisch die Punks aus Israel, die eine ganz andere Sichtweise auf den politischen Konflikt haben, als uns durch die Medien vermittelt wird. Für mich war auch die räumliche Enge ziemlich beeindruckend. Das Land ist kleiner als Mecklenburg-Vorpommern und es passiert dort so unglaublich viel. Mal schauen, ob wir in nächster Zeit wieder in die Richtung reisen. Auf jeden Fall ist Ende des Jahres eine Europatour geplant mit Spanien und den Anrainerstaaten von Deutschland.
Bevor es nach Spanien, Frankreich oder Israel geht, werden „Coogans Bluff“ im Peter-Weiss-Haus ihre musikalischen Künste unter Beweis stellen. Morgen und übermorgen sollte man also nicht dem heiligen Valentin folgen, sondern den Riffs von ‚Gettin’ Dizzy’ in Rostock.
Mehr Informationen zu Coogans Bluff, ihrer Musik und Geschichte findet ihr hier.