Die Frieda 23 ist eigentlich eine alte Schule und wenn man die Treppen bis in den dritten Stock hinauf läuft, merkt man dies auch. Mittlerweile ist sie zum alternativen Kunst und Medienzentrum von Rostock umgestaltet und der Rostocker Bevölkerung gestern feierlich vorgestellt worden.
– Von Antje Benda –
Zehn Jahre ist es fast her, dass sich einige kreative Köpfe von Rostock vereinten und die KARO gAG gründeten, um eine kulturelle Alternative zu bieten. Am Mittwoch war es nun endlich soweit und die Türen öffneten sich für Mitmacher, Schaulustige und natürlich die Presse. Dana Taubert, Programmverantwortliche von Radio LOHRO, wurde vom Vorstand der KARO als Moderatorin gebucht und begleitete durch den frühlingshaften Tag. Gäste wie Mathias Brotkorb (Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes MV), Roland Methling (Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock) und Karina Jens (Präsidentin der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock) schwangen im Rahmen der Friedataufe Worte des Lobes. Wiedergeben sollte man jedoch an dieser Stelle Dr. Helge Schilf, Vorstandsvorsitzender der KARO gAG, welcher in seiner Ansprache aus der Parabel von David Foster Wallace zitierte:
Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: »Morgen Jungs. Wie ist das Wasser?« Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: »Was zum Teufel ist Wasser?«
Ein Zitat, welches nicht besser auf das Projekt passen könnte, denn an der Frieda 23 ist nichts selbstverständlich. Läuft man durch die Räumlichkeiten trifft alt auf neu, Innovation auf angesammeltes Wissen und auf eine Unendlichkeit von Möglichkeiten, symbolisiert durch das unbehandelte Gemäuer in den Fluren, welches zwischen modernisierten Decken und Wänden hervorblitzt. Ein Kunstprojekt in voller Gänze, das nach Aussage der Macher im Haus immer zuerst nach einer Lösung suchen wird, bevor sie das Problem überhaupt lokalisiert haben. Die Frieda 23 war bis vor kurzer Zeit noch ein mystisches Wort, so sagte es Dr. Schilf, doch nun sind die Türen geöffnet und die Menschen können ihren kreativen Kräften freien Lauf lassen. Die Schatten des Geheimnisvollen und Unklaren sind am Mittwoch durch die Sonne und die lachenden Gesichter der Macher verschwunden. Sich austoben und miteinander kooperieren, um Rostock mehr zu bieten, dass ist ihr Ziel. Zehn Parteien haben die Räumlichkeiten in der FRIEDA 23 angemietet und am 16. April feierlich jeweils eine kunstvoll gestaltete Dachkachel von Dr. Schilf bildlich überreicht bekommen.
2008, mit der Gründung der KARO gAG, war dies allerdings noch nicht so sicher, wie es bei der Taufe letztlich erschien. Zehn Jahre Planung und eine Bauphase von mehr als 18 Monaten brachte die Frieda in einen neuen und modernen Glanz. Die ersten Räumlichkeiten wurden von ihren Mietern schon bezogen. Das Li.Wu hat neben seinem Kinosaal im Barnstorfer Weg, einen weiteren in der Friedrichstraße erbauen lassen. Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Verein Behinderten Alternative Freizeit (BaF e.V.), Pop-KW, die Opennet-Initiative, der Sense.lab e.V. und der Bundesverband Popularmusik haben hier ihre neue Adresse. Der nichtkommerzielle Radiosender LOHRO hat in der Frieda nicht nur neue Räume bezogen, sondern sich auch ein neues Studio aufgebaut und durch eine Crowdfundingaktion erfolgreich gegenfinanziert. Nachwuchsjournalisten vom Jugendmedienverband, das Institut für Neue Medien und die Rostocker Kunstschule sind ebenfalls zum Teil schon eingezogen beziehungsweise zurückgezogen.
Eine große Rolle spielte bei der Modernisierung und Instandsetzung der Frieda 23 die Förderung.
Der Bau sollte ursprünglich 4,79 Millionen Euro kosten, finanziert u.a. aus Mitteln des Bundes, des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Hansestadt Rostock sowie Krediten und Eigenmitteln der Karo gAG. Die Kosten sind natürlich gestiegen, Material und Arbeitsleistung sind seit der Planung teurer geworden, Zusatzkosten durch Entkernung oder Bau-Auflagen entstanden. Durch Eigeninitiative konnten dennoch hohe Summen gespart werden und trotz noch bleibender Mehrkosten gaben sich die Initiatoren zuversichtlich und optimistisch, was das Projekt Frieda 23 betrifft. Gefeiert wurde bis in die späten Abendstunden umrandet von Livemusik und lokalen Djs.
Frieda 23 – Ideen, Arbeit und Emotionen vereint in den Wänden einer alten Plattenbauschule zum Kunst- und Medienzentrum von Rostock.
Anmerkung der Autorin:
Während ich diesen Artikel schrieb, hörte ich Thees Uhlmann mit gleichnamigem Album, aber im Besonderen den Titel „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, inspiriert durch die Worte von Dr. Schilf.