Mit Hundreds um die Welt

Wann genau das Hamburger Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner als Hundreds angefangen haben, ist nicht genau herauszufinden. Was man aber weiß: sie machen herausragende Musik und sind stets auf der Suche nach künstlerischer Perfektion.

– Von Antje Benda –

Philipp und Eva Milner - Foto: J. Konrad Schmidt

Hundreds, das sind Eva und Philipp Milner, ihrerseits passionierte Musiker und Geschwister. Sie werden heute (6. Mai) im Rostocker Peter Weiss Haus auf der Bühne stehen. Im Vorfeld hatte ich das Vergnügen, Sängerin Eva ein wenig ihrer kreativen Zeit zu stehlen, während sie im neuen Haus ihres Bruders Philipp (Piano) – direkt in der Einöde des Wendlands – noch die letzten Elemente für ihre Tour überarbeiten. Eva hat eine halbe Stunde Zeit für mich, nennt es liebevoll ihre Pause und lacht zeitgleich in den Hörer ihres Telefons. Man hört das Klicken von Kofferverschlüssen, während wir unsere Unterhaltung beginnen und sie erklärt, dass Philipp zusammen mit ihrem neuen Schlagzeuger Flo, der auf der Bühne den Drumcomputer ersetzen wird, schon alles für ihren Auftritt zusammen räumt. Unterhalten haben wir uns über ihr neues Album Aftermath, das seit dem 14. März in den Plattenläden steht und nur darauf wartet, auf ihrer Tour präsentiert zu werden. Einen Auszug aus der mehr als sympathischen Konversation bekommt ihr an dieser Stelle.

Antje Benda: Bevor wir Richtung Zukunft blicken und schauen, wie es um Eure Tour und euer neues Album steht, möchte ich zunächst einen Schritt zurück gehen und über das 2010 veröffentlichte Werk „Hundreds“ reden, welches Euch ja praktisch auch um die ganze Welt gebracht hat.

Eva Milner: Das ist ja allgemein so, wenn man sein erstes Album macht und so ins Blaue produziert, wie wir es damals gemacht haben. Da waren wir noch labellos [Anmerkung: Aktuell sind Hundreds bei Sinnbus unter Vertrag und Daniel Kempf managed sie durch die Musikwelt] und hatten noch keine Infrastruktur um uns herum. Wir haben gar nicht mit soviel gerechnet. Es ist dann ziemlich schnell und ziemlich gut losgegangen. Die Orte wie Austin und Island, waren dann I-Tüpfelchen. Es war überwältigend von so vielen Seiten Interesse zugesprochen zu bekommen. Es hat uns von der Produktion des zweiten Albums zwar abgehalten, aber uns auch viele Möglichkeiten gegeben. Wir haben einfach geschaut was kommt und was wir daraus machen können.

Jetzt zu eurem neuen Album „Aftermath“. Als ich es das erste Mal hörte, dachte ich, irgendwas hat sich verändert, konnte es da aber nicht so richtig greifen. Mit etwas Abstand würde ich behaupten, es ist weniger elektronisch. Wie siehst du das Ganze im Vergleich? Was hat sich musikalisch verändert?

Große Teile des Albums sind organischer, aber ähnlich entstanden, da wir auch hier Sachen und Elemente gesampelt haben. Am besten kann man das an der ersten Single „Circus“ erklären. Die war schon vor einem Jahr fertig und klang schon so, wie sie jetzt klingt. Sie enthält eine Gitarre und eine echte Trommel, sehr organisch halt. Wir haben uns gefragt, ob wir mit so etwas weiter machen können und haben auch versucht, dann noch ein bisschen weiter zu spinnen und elektronische Elemente eingebaut, um so in die alte Richtung zu treiben. Aber der Song wollte so bleiben. Es ist alles nix geworden und wir sind immer wieder an den Anfangspunkt zurückgekehrt. Die Elektronik spielt trotzdem noch eine große Rolle, gerade der zweite Teil ist düsterer und treibender. Wir haben einfach einen Bogen gespannt. Heller und organischer angefangen und dann geht es hinab in die düsteren elektronischen Abgründe.

Zu „Circus“ habt ihr auch bereits ein Video gedreht. Welche Idee steckt dahinter und mit wem habt ihr gearbeitet?

Der Dreh hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und es war auch noch der Erste mit einem richtigen Filmteam für uns. Das war der Regisseur Arne Feldhusen von Stromberg und dem Tatortreiniger, der großer Hundreds-Fan ist. Wir haben ihn angefragt und er hat, obwohl er mit dem neuen Strombergfilm unglaublich viel Stress hatte, sofort zugesagt. Arne hat sein ganzes Filmteam mitgebracht. Es war super, mal so professionell mitzuerleben, wie ein Dreh abläuft. Intensive Tage mit wenig Schlaf. Der bärtige Mann zum Beispiel, den man im Video sieht, ist die Rolle des Produzenten, der alleine im Wald lebt, ziemlicher Eigenbrödler ist und es auch nicht gewöhnt ist, dass Menschen um ihn herum sind und auch gar nicht soviel mit dem Song am Anfang anzufangen weiß. Er lässt sich aber immer mehr von „Circus“ einlullen und so gewinnt die Musik. Ich fand den Schauspieler ganz toll, der war den ganzen Tag in dieser Rolle drin, auch in den Pausen, was sehr lustig war. Im Video musste er zudem auch rauchen, was er im normalen Leben nicht macht. Letztlich sogar Kette. Am Anfang mit Kräuterzigaretten, die waren dann aber irgendwann leer. Dann musste er Normale rauchen und dann wurde ihm auch irgendwie und irgendwann schlecht.

Ihr habt euer neues Album im Wendland aufgenommen – im Haus deines Bruders – und seid letztlich auch zu einem Produzenten gegangen, um alles rund zu machen. Ein Schritt der ja für Euch eher neu ist und unbekannt.

Insgesamt hatten wir vier Produzenten zur Auswahl, denen wir allen ein und denselben Song geschickt hatten. Der britische Produzent David Pye holte in unseren Augen am meisten raus. Es ist tatsächlich bis jetzt auch so, dass ich den Mann nicht gesehen habe. Es lief alles virtuell über Emails ab. Sprich, wir haben ihm unsere Tonspuren rüber geschickt und haben ihm dann geschrieben, was wir davon und somit von ihm erwarten. Er hat dann im Endeffekt sieben Songs von Aftermath produziert, oder besser gesagt gemischt und produziert. Er hat dem Ganzen einen anderen Klang gegeben. Es war total gut mit ihm zu arbeiten und zu sehen, was er aus für uns fertigen Songs gemacht hat. Der deutsche Produzent Jochen Naaf hat zudem eine Singleversion von unserem Titel „Our Past“ produziert, welcher auch ziemlich bekannt in Deutschland ist.

Am 6. Mai präsentiert ihr euer neues Album in Rostock im Peter Weiss Haus. Bis auf die Tatsache, dass ihr schon auf der Stubnitz aufgetreten seid oder dreimal in Folge seit 2009 auf dem Immergut Festival in Neustrelitz (dieses Jahr übrigens wieder), habt ihr private Beziehungen zu Rostock oder Mecklenburg-Vorpommern?

Meine Mutter ist zwischen Rostock und Güstrow groß geworden. Dort, wo jetzt der Flughafen Rostock Laage ist, war früher ihr Dorf – Levkendorf. Das ist in den 1970ern platt gemacht worden, um dort einen Flughafen hinzubauen. Meine Großeltern sind dann in die Plattenbausiedlungen nach Rostock ausgesiedelt worden. Das war eine ziemlich üble Geschichte für unsere Familie, da sie ihren Bauernhof aufgeben mussten. Wir durften dann als Kinder auch in den Sommerferien immer rüber kommen und waren ganz viel an den Seen unterwegs. Ich weiß nicht, warum sie es damals erlaubt haben, aber wir waren sehr viel hier.

Das neue Album Aftermath ist seit dem 14. März erhältlich.   Quelle: Sinnbus Records

Fühlt ihr Euch den gut vorbereitet auf euer Konzert und die ganze restliche Tour?

Ich sag jetzt einfach mal ja …

Mit diesen Worten fängt Eva schallend an zu lachen. Man kann regelrecht durchs Telefon schauen und sehen, wie sie ihren Kopf amüsiert in den Nacken wirft. Wir unterhalten uns noch einige Zeit über ihre Musik und die Bühnenshows, welche gerne von Visuals und Nebelschwaden zur Effekthascherei begleitet werden. Eine Show, ein Konzert und Musik die man nicht verpassen sollte! Und wenn doch, empfehle ich auf das nächste mögliche Konzert zu gehen und wenn es am Ende der Welt ist.

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