Es ist Samstag und ich habe eine Woche hinter mir, die mich müde gemacht hat. Um 4 Uhr morgens aufstehen und 23 Uhr abends wieder ins Bett, ist anstrengender als ich gedacht hätte. Aber es war selbst gewählt. Kein Problem, das ein Recht zum Jammern gibt. Der Vorteil an der Woche ist aber, dass irgendwann der Moment kam, an dem ich komplett ruhig wurde. Total entspannt. Was dazu führte, dass ich in meinen Augen bewusster oder anders über meine Umgebung nachdachte.
Stellt Euch also einfach vor, wie ich zum Beispiel auf dem Doberaner Platz in Rostock stehe und mich ganz langsam im Kreis drehe. Ganz langsam, dann schneller werdend. Die Welt verschwimmt um mich herum und ich verliere langsam mein Gleichgewicht und dann stoppe ich. Ein Wanken geht durch meinen Körper. Ich schaue nach vorn und sehe ein Stück Welt, wie sie ist.
Ich habe Menschen gesehen, natürlich wie sollte es auch anders sein. Die vorwiegend müde wirken. Weil Sie zu viel arbeiten? Weil Sie das bisschen Zeit, das sie haben mit Freunden und Familie verbringen und dadurch wenig Schlaf kriegen? Weil sie Eule und nicht Lerche sind?
Ich sehe Menschen, die kaum noch lächeln. Weil Sie mit Ihrem täglichen Leben im unreinen sind oder eigentlich woanders sein wollen?
Ich sehe die Kultur in unserer Stadt, die am „abnippeln“ ist. Aber wieso? Aufgrund von fehlenden Geldern, mangeldes Engagement oder weil die breite Masse kein Interesse hat, sich dieser zu widmen?
Ich sehe Sonne und Kinder, die das erste Mal eine Schultüte in der Hand halten. Für Sie beginnt das aufregende Leben der Erwachsenen. Werden Sie in 15 Jahren immer noch so toll über das Erwachsensein denken?
Ich sehe Menschen, die in unsere Stadt kommen und Nichts haben, aber nur von wenigen die Hand gereicht bekommen. Es werden Bilder gepostet, man soll helfen. Es werden Texte geschrieben und Kleider gespendet. Doch wer dreht sich zu Ihnen, lächelt Sie an und sagt „Hallo, schön dich kennen zu lernen.“ ?
Ich sehe einen Mann, der vor dem Döner an der Ecke steht. Seine Haut ist dunkel von der Sonne, seine Haare zerzaust, seine Nägel dreckig und er trägt mehrere Lagen Klamotten. Wieso denke ich gleich was Negatives? Vor was fürchte ich mich?
Ich drehe mich weiter und sehe Nichts … nur etwas Ruhe. Dann lass ich mich fallen auf eine Bank, welche kurz hinter mir steht. Lehne mich zurück, atme kurz durch und überlege. Dann höre ich ein Klingeln, die Straßenbahn hält am Platz. Die Türen öffnen sich und neue Menschen durchfluten meine Welt.