Der Hafen war schon immer das Drehkreuz des Handels und Treffpunkt von Nationen. Heute wird in Rostock zwar mehr der Tourismus betrieben, aber auch dieser bringt Vielfalt und neues Leben in die Hansestadt. Unter der Fahne der Hanse wurde dies zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert weitaus größer aufgezogen, als wir es kennen. Das Team der Hanse Sail versucht diesen Gedanken wieder in die Köpfe der Menschen zu bringen. Sie möchten die Traditionen des fairen Handels zu neuem kraftvollen Leben erwecken und zur Verständigung der Völker beitragen. Aus diesem Grund kommen auch dieses Jahr Schiffe aus längst vergangenen Zeiten und fernen Ländern nach Rostock, werden den Hafen ansteuern und ein altes, aber vertrautes, Gefühl zurück an die Kai-Kanten vom Stadthafen und Warnemünde tragen. Am weitesten dafür gereist, ist das brasilianische Marineschiff „Cisne Branco“, welches sich gerade auf einem Europa-Turn befindet. Hinzu kommt die „Nordlys“, die zum ersten Mal die Hanse Sail ansteuert. Das Besondere des 1873 gebauten Kutters ist, dass er bis heute keinen motorisierten Antrieb besitzt. Das Frachtschiff wird seinen an Bord gelagerten französischen Wein allein mit Kraft der Fairtransport-Segel in die Stadt transportieren. Der Green-Transport-Segler möchte darauf aufmerksam machen, dass das was wir verbrauchen, meist auch weite Wege zurück legt und dadurch eine enorme Energiebilanz produziert. Fairtransport wird zusätzlich auf der Hanse Sail durch das Fairtrade Café auf den Hafenterrassen der Innenstadt unterstützt. Höhe des Restaurants „Carlo 615“ wird dann der Wein der „Nordlys“ zu fairen Preisen verkauft.

Segelstadion: Wasserrutsche, Bootsrennen und Badeschlüpfer
Auch in 2017 werden sich neben den Großseglern kleine Sportboote zu Wettkämpfen einfinden. Im sogenannten „Segelstadion“ im Stadthafen (Bereich ehemalige Neptun-Werft) sollen über vier Tage leicht nachvollziehbare Wettkämpfe auf dem Wasser stattfinden. Vorteil der kleinen Boote ist, dass sie auch bei geringen Windstärken eine gute Fahrtkraft bringen. Neben den Rostockern wird auch die Partnerstadt Bremen mit aufs Wasser gehen. Hinzu kommt das Team der Segel Bundesliga, Segler aus Tschechien (hier heißt es sechzig Jahre Partnerschaft), Riga (Hauptstadt Lettland) wird ebenfalls vertreten sein, Gdansk (Danzig) und ein Team aus Rheinland-Pfalz (Nationales Partnerland 2017).
Wer allerdings gern selbst einen nassen Hintern haben möchte, sollte sich seinen Badeschlüpfer einpacken. Eine Abkühlung bietet eine der längsten Wasserrutschen der Welt Höhe der Neptun Werft. Möglichkeiten zum Umziehen und Tasche halten gibt es auch. Wer jetzt aber denkt: „Oh mein Gott, in die Warnow möchte ich aber nicht Plumpsen.“ Der sei an dieser Stelle beruhigt. Das Organisationsteam der Hanse Sail stellt zur Sicherheit Taucher zu Verfügung. Landen werdet ihr aber in der Warnow nicht. Gestoppt wird man nämlich von einer gummiähnlichen Bremswand.
Da waren sie wieder: Musik, Tanzen und Alkohol
Zur weiteren Unterhaltung sollte ein Blick auf die zahlreichen Bühnen geworfen werden. Unterhalter für Omas Hörgerät, Papas wippenden Fuß oder die Schleudermähne von Karlchen. Neun Bereiche spielen auf und präsentieren unter anderem die britische 1990er Jahre Boyband „East 17“ auf der Hanse Sail Bühne, die Rock, Pop, Punk-Poeten „Milliarden“ auf der Rostocker Bühne am M.A.U. – Club und maritimen Folk von „Virgin Sugar“ im Fairtrade Café.
Was das Feiern und Tanzen immer mitbringt, ist der steigende Konsum von Alkohol. In der heutigen Zeit – geprägt von terroristischen Anschlägen – wird eine Massenveranstaltung wie die Hanse Sail zudem anders betrachtet. Man stellt sich die Frage: „Wie sicher ist man eigentlich noch?“ Eine richtige Antwort gibt es darauf nicht. Das Team der Hanse Sail bereitet sich mit ihrem Sicherheitskonzept jedoch auf alle Eventualitäten vor. Von 2013 bis 2016 wurde an dem Konzept gearbeitet und 2016 das erste Mal umgesetzt.
Gemeinsam gegen Terrorismus und politische Konventionen
Die Hanse Sail ist unterm Strich ein Volksfest und zwölf Nationen werden ihre Flaggen hissen, um unter anderem Gemeinschaft zu demonstrieren. Unter ihnen drei politische Bildungsschiffe aus Russland: die „Kruzenshtern“, die „Sedov“ und die „Mir“. Man könnte sich in Bezug auf ihr Heimatland die Frage stellen, inwieweit die Crew-Mitglieder gemeinsame und friedliche Zusammenarbeit der Welt zeigen? Bereits im Jahr 2002 stellten die Seefahrer ihre Kooperationsbereitschaft unter Beweis. Nach dem 11. September 2001 und den tragischen Anschlägen in New York setzte die „Mir“ auf der Sail ein Zeichen. Der Bedeutung ihres Namens folgend, propagierte sie den Frieden und lud viele Menschen der unterschiedlichsten Nationen zu einem Turn auf See ein. Ihr damaliger Aufenthalt wurde um einen Tag verlängert, um dies möglich zu machen. Das durch das Hanse Sail Team angeschobene Projekt und die Umsetzung auf der „Mir“ symbolisierte Einheit und Menschlichkeit in der Welt. Sie stellten sich damals gemeinsam gegen den Terrorismus.
Und wenn man schon über große Taten spricht, sollte man auch auf das zivile Segelschulschiff aus Polen schauen. Die „Dar Mlodziezy“ war schon seit 1991 ein Traum des Hanse Sail Büros. Viele Jahre blieben ihre Bemühungen vergebens. Erst im Zuge des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm sollte sich dies ändern. UNICEF hatte die Idee 74 junge Leute aus aller Welt zu dem J8-Workshop in Wismar einzuladen. Und genau wie die Regierungschefs, sollten sie über bestehende Probleme diskutieren. Damals wurde die „Dar Mlodziezy“ gefragt, ob sie die Jugendlichen während dieser Zeit beherbergen würden und damit zeigen, dass letztlich alle Menschen im selben Boot sitzen würden. Ohne großes Zögern sagte das Schulschiff zu, denn „Dar Mlodziezy“ heißt nichts anderes als „Geschenk der Jugend“. Mit einem Augenzwinkern könnte man wohl sagen: „Sie haben ihren Auftrag erfüllt.“ Bis heute drückt das polnische Dreimastvollschiff seine Dankbarkeit durch ihren Besuch auf der Hanse Sail aus.
Nach der Sail, ist vor der Sail
Für 2018 steht in Rostock nicht nur die 28. Ausgabe des maritimen Tummelplatzes an. Rostock feiert auch 800. Geburtstag und vom 21. bis 24. Juni findet zudem der 38. internationale Hansetag in Rostock statt. Gefeiert werden soll genau das, was die Hanse Sail auch möchte: Fairer Handel, internationale Gemeinschaft und Frieden. Somit wird der Hansetag zum Vorboten für die Hanse Sail 2018. Und diese wäre, wie auch schon in diesem Jahr, ohne das Ehrenamt nicht möglich gewesen. Ein großes Team steht hinter der Veranstaltung und hält sich seit Jahren konstant. Davor sollte man seinen imaginären Hut ziehen. Aber Nachwuchs wird ja bekanntlich immer gesucht. Wer Lust haben sollte nächstes Jahr aktiv mitzuwirken, der kann sich ganz entspannt an das Hanse Sail Büro wenden oder an die zahlreichen Vereine, die auch in diesem Jahr kraftvoll mitgearbeitet haben.
Eine Empfehlung sei natürlich noch an alle ausgesprochen, bevor dieser Text endet: Versucht einen freien Platz auf den zahlreichen Seglern zu bekommen. Geht auf große Fahrt, entdeckt die Schönheit der See und werdet zum Muschelschubser im Herzen.
Mehr Informationen: http://www.hansesail.com