Julia Engelmann: Alles kommt irgendwie in Wellen

Julia Engelmann ist Schauspielerin und Poetry- Slammerin. Sie spielte von 2011 bis 2012 in der RTL Serie „Alles was zählt“ die Eishockeyspielerin Franziska Steinkamp. Damals schlug sie noch Wellen auf dem privaten Sender, jetzt sorgt sie für Unruhe in der Slammer Szene. Ihr Poetry-Slam Text „One Day“ wurde im Juli 2013 auf Youtube online gestellt und hat bis heute fast 8 Millionen Klicks genießen dürfen.

„Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein und all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“ (One Day/ Reckoning Text – Julia Engelmann)

Originalbild unter: http://martaurbanelis.fotograf.de/photo/53887756-3520-4d4e-a850-4c760a22dfb0
Bild: Marta Urbanelis

Erzählen wird Julia Engelmann eine Menge und wohl nie zurück blicken und bereuen müssen etwas nicht getan zu haben. Ihr Lebenslauf ist schon zu diesem Zeitpunkt beeindruckend. Schauspielerin, Slammerin, Psychologiestudentin und Musikerin in Passion. Eines ist klar: das Wort ist ihr tägliches Instrument.

Dein Lebenslauf sieht für dein Alter schon gut aus, wie hat sich der genau entwickelt?
Julia Engelmann: Ich wollte früher immer mal Schauspielerin werden. Mit 13 Jahren habe ich angefangen in Bremen Jugendtheater und so zu spielen. Die Schauspielerei betreibe ich also schon eine ganze Weile. Der Rest hat sich einfach ergeben. Bei „Alles Was zählt“ habe ich zwei Jahre hauptberuflich gearbeitet, wollte aber irgendwann etwas anderes machen und entschloss mich dann für ein Studium. Ich stehe immer noch bei eine Agentur unter Vertrag und gehe ab machmal zu kleinen Castings, aber nur so nebenbei.

Du studierst Psychologie oder?
Julia Engelmann: Meine Mama ist Psychologin. Sie hat recht spät angefangen zu studieren und ich war damals schon in einem Alter, indem ich alles mitbekommen habe. Wir lernten sogar zusammen und ich konnte dadurch schon einiges aufschnappen. Das gefiel mir alles recht gut. So habe ich mich ziemlich schnell für das Studium der Psychologie entschieden.

Neben deinem Studium bist du als Poetry-Slammerin unterwegs. Viele Menschen haben den Traum ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Du hast es irgendwie geschafft eine große Masse mit deinen Worten zu erreichen, beziehungsweise auf deinem Buch steht „Die Stimme einer ganzen Generation“. Wie kam das?
Julia Engelmann: Ich glaube es war Glück, mein Video zu „One Day“ auf Youtube war einfach zum richtigen Zeitpunkt da. Es gibt viele Menschen, die gut schreiben können und ich hatte einfach Glück. In der Regel sind die Texte in meinem Kopf und ich schreibe meine Gedanke in ein kleines Buch. Sollte nichts zum Schreiben zur Hand sein, schicke ich mir auch gerne mal selbst eine E-Mail. Ich sammle meine Gedanken und wenn ich merke, dass mich ein Thema tief beschäftigt, setzte ich mich ein oder zwei Nächte hin und schreibe einen Text dazu. Vieles kommt natürlich aus unbeantworteten Fragen. Ich bin aber insgesamt ein Happy End Typ und versuche jegliche Konflikte auch in diese Richtung zu schieben.

Sie ist eine Poetin unserer Zeit und schreibt neben ihren Gedichten auch Texte für Stern.de und gibt dort ihre Gedanken zu Papier. Gerichtet sind die Texte wohl am ehesten an die Generation zwischen 20 und 30 Jahren. Es sind die Gefühle des Erwachsenwerdens, die Gedanken über Liebe und Schmerz und Texte über das Finden der eigenen Aufgabe. Sie gibt ihren Anhängern die Möglichkeit durchzuatmen und festzustellen, dass da noch jemand ist, der diese Gefühle und Gedanken hat. „Die Hoffnung ist das Kryptonit meines Realismus“, schreibt sie selbst in dem Text „Vom Gegenteil von Liebe“ und zeigt damit das sie etwas anderes sieht oder erhofft von unserer Welt. Man darf auf Julia Engelmann gespannt sein und mitverfolgen wohin sie mit ihrer Poesie noch wandern wird.

Du warst letztes Jahr als Begleitung von Tim Bendzko unterwegs. Wie war das?
Julia Engelmann: Ein großartige Erfahrung. Es war irgendwie von jetzt auf gleich. Es war der Wahnsinn. Er hatte noch einen Singer Songwriter im Vorprogramm und ich bin dann praktisch zwischen ihm und Tim aufgetreten. Ich habe dann „Stille Wasser sind attraktiv“ vorgetragen. Es war erstaunlich schön, wie 7000 Leute still sein können und zuhören. Ich habe seit „One Day“ insgesamt mehr Emails, Mehr Auftrittsanfragen. Es ist alles unglaublich schnell geworden. Bin herumgefahren, geflogen und habe jetzt ein Urlaubssemester, damit ich alles schaffe. Es hat echt viel verändert. Mein Buch wurde veröffentlicht und halt die Tour mit Tim Bendzko. Ich würde nicht ausschließen wollen, dass ich nicht weiter als Poetry-Slammerin arbeite, aber was kommt, kristallisiert sich hoffentlich von selbst heraus.

Julia Engelmann singt laut und gerne. Spielt Klavier und Gitarre. Und wird am 12. Juni ihre Texte mit der Musik verbinden und so ihre Affinität zu Noten und Gesang einen Ausdruck geben.

„Das Leben, das wir führen wollen, wir können es selber wählen. Also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen!“ (One Day/ Reckoning Text – Julia Engelmann)

Info:
Julia Engelmann slamt am 12. Juni 2015 im Arno Esch Hörsaal (Audimax-Ulmenstraße)
Beginn: 20 Uhr

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